Die jungen Leute sind doch nur noch online. Hängen den ganzen Tag in irgendwelchen sozialen Netzwerken rum und kennen nichts als ihre virtuelle Realität. Was echte Freundschaften und reale soziale Kontakte sind, wissen die doch gar nicht mehr. Bewegen wollen die sich doch maximal vor einer Konsole.

Vorurteile, denen sich jeder Digital Native immer wieder stellen muss.

Doch statt zu schnell irgendwelche Vorurteile auszupacken, sollten wir uns die Frage stellen: Was können wir tun, um die Generation 2.0 weg von ihren Bildschirmen und aufs Parkett drauf zu bekommen?

Wir können diskutieren und uns darüber aufregen wie viel Zeit die Menschen online verbringen – aber schauen wir uns um, stellen wir unweigerlich fest, dass nichts mehr ist wie es vor 15 Jahren war. Die Welt nicht und auch nicht unsere Erwartungen und Ansprüche.

Die Digitalisierung verändert die Spielregeln – auch für die Tanzwelt

Nehmen wir diese Veränderung einmal bewusst wahr, wird uns klar, dass wir weder am Ende dieses Wandels angekommen sind, noch dass alles wieder weg gehen wird. Und wenn wir das Tanzen, ob als Sport oder als Hobby, ernsthaft auch für die neuen Generationen attraktiv halten wollen, müssen wir beginnen umzudenken, anders zu denken, neu zu denken. Das Thema Digitalisierung abzutun und abzuwarten bis es vorbeigeht können wir uns nicht erlauben.

Beim digitalen Wandel geht es aber nicht nur um Technologie. Viel mehr noch geht es um die Denkweise und darum seinen Blickwinkel zu erweitern. Es geht darum Möglichkeiten und Vorteile zu erkennen und Lösungen für die Herausforderungen zu finden, die mit der Digitalisierung einhergehen.

Als ich vor etwa zwei Jahrzehnten mit dem Tanzen begann und meinen ersten Tanzkurs besuchte, stand es unter Höchststrafe, wenn man Teilnehmern aus niedrigeren Kursen Figuren aus den höheren Kursen zeigte. Lernen durfte man nur vom Lehrer selbst und das auch nur in dem Tempo und nur die Inhalte die der Lehrer vorgab.

Ein Konzept das Mitte der Neunziger irgendwie noch funktionierte. Immerhin waren wir auf die Tanzschulen angewiesen. Wo hätten wir uns sonst das Wissen herholen sollen? Wollten wir etwas lernen, blieb keine andere Möglichkeit als entsprechende Schulen dafür aufzusuchen und uns an die dort geltenden Vorstellungen und Regeln zu halten.

Ganz anders sieht das aber heute aus. Denn wenn wir heute etwas “nur” wissen oder lernen wollen, befragen wir einfach Dr. Google und Lehrerin YouTube. Oder durchsuchen Websites, Blogs und die sozialen Netzwerke. Content, Input und Videos gibt es im Netz im Überfluss. Und lass uns ganz offen sein – wir finden es dort kostenlos und in sehr guter Qualität.

An dieser Stelle höre ich dann oft Argumente wie: “Mit einem Video lernen sie aber alles falsch. Tanzen ist viel zu kompliziert um es alleine zu lernen.” oder “Das ist viel zu gefährlich ohne einen ‘Kontrolleur’. Viel zu groß ist die Verletzungsgefahr.”

Viel zu kompliziert, viel zu gefährlich, darf man alleine nicht tun… .
Wer mit solchen Argumenten die jungen Generationen fürs Tanzen begeistern will, argumentiert völlig an ihnen vorbei.

Onlinekurse oder auch YouTube Tutorials bieten eine solche Vielzahl an Möglichkeiten und Vorteilen, die nicht einfach abgetan werden dürfen.

Die Generation 2.0 hat andere Werte

In einer Zeit in der Menschen wie Tobias Beck, Laura Malina Seiler, Suzanne Grieger-Langer oder Unternehmen wie Greator immer mehr Aufmerksamkeit und Zuspruch gewinnen, erkennen wir, dass sich auch in uns etwas verändert hat und andere Werte wichtig werden. Es nicht mehr darum geht bloß nicht aufzufallen oder alles immer richtig zu tun.  Klar ist auch für einen Digital Native Leistung wichtig, nur eben nicht um jeden Preis. Das gilt für die Karriere und das gilt für die Freizeit.

Viel mehr geht es ihnen darum Individualität zu leben, sich in dem was sie tun zu verwirklichen und ihre Stärken zu finden. Einheitsbrei sowie starre und verstaubte Regeln wirken völlig unattraktiv auf eine Generation, die es gewohnt ist Dinge individualisiert, flexibel und zeit- und ortsungebunden tun zu können.

Für sie ist es unverständlich wie sich die älteren Generationen noch immer fürs Fernsehen begeistern können. Wo einem nur ein sowohl zeitlich als auch inhaltlich festgelegtes Programm angeboten wird und das auch nur in einer One-to-Many-Kommunikation.

Wenn sie etwas wollen, dann gleich. Sie sind völlig selbstverständlich mit Instant Gratification, also sofortiger Befriedigung, aufgewachsen und kennen es nicht anders, als von allem immer nur einen Klick entfernt zu sein. Das bringt neue Erwartungen und On-Demand-Ansprüche mit sich.

So wie die Erwartungen und Ansprüche haben sich auch die Werte verändert. Standen für die älteren Generationen noch materielle Werte wie ein eigenes Auto oder ein eigenes Haus an erster Stelle, so sind es für die jungen Generationen vor allem immaterielle Werte wie Freiheit und Flexibilität. So können sie sich eher vorstellen Carsharing zu nutzen, als ewig auf ein Auto zu sparen.

Was im Netz kein Thema ist – ist kein Thema

Das Social Web nutzen sie um sich zu vernetzen und mit anderen auszutauschen. Genau das tun sie dort auch mit Unternehmen – auf Augenhöhe. Der Austausch auf Augenhöhe ist einer der Punkte, die du beachten musst, wenn du Facebook und Co für deine Marketing nutzen möchtest. Was noch wichtig ist, erfährst du im Artikel 9 fatale Social Media Fehler.

Im Social Web machen sie sich auch auf die Suche nach Neuem. Dabei gilt für sie vor allem eins: Was im Netz kein Thema ist, ist kein Thema! Wenn wir also online nicht laut kommunizieren, sind wir für die jungen Generationen nicht präsent. Wollen wir sie als Kunden gewinnen, müssen wir sie erst online zu Fans werden lassen.

Doch das Problem ist, dass sich viele UnternehmerInnen noch nicht in der digitalen Welt auskennen und sich auch wohler und sicherer in den alten Gewohnheiten und Mustern fühlen. Es wäre ja eigentlich ein Leichtes ein kurzes Tutorial zu erstellen und via Social Media zu verbreiten. Doch für viele ist das keine Option, viel zu groß ist die Sorge vor dem Unbekannten und vor negativer Kritik.

Wie attraktiv wirkst du auf die Generation 2.0?

Die Digitalisierung hat Einfluss darauf wie wir lernen wollen, wie wir kommunizieren und auch was und wie wir konsumieren. Und mit dem Bewusstsein für die Veränderungen in der Welt und in den Köpfen, stellt sich gar nicht die Frage ob die Generation 2.0 sich überhaupt noch fürs Tanzen interessiert, sonder viel mehr:

Wie attraktiv wirkst du auf sie? Wie sehr experimentierst du, um in ihr Sicht- und Interessenfeld zu gelangen? Wie willst du mit den Digital Natives umgehen?

Dabei darfst du nicht vergessen, dass in einem Digital Native nicht nur ein potenzieller Kunde steckt. Er ist ebenso auch ein potenzieller neuer Mitarbeiter, für den dein Jobangebot auch attraktiv sein muss. Und kannst du ihn für dein Team gewinnen, profitierst du von seinem Wissen. Denn neben dem Kunden und Mitarbeiter ist auch der neue Mitbewerber am Markt ein Digital Native, mit dem es gilt mitzuhalten.